Das
Babinetsche Prinzip [3], [4], [6] ist ein Gesetz aus der
Optik und lautet:
"Wird
der Lichtfluß einer Lichtquelle einmal durch eine Blende,
ein anderes Mal durch eine dazu komplementäre Blende
abgeschirmt, so ist die Summe deren Felder auf einem
Schirm mit konstanter Entfernung zur Quelle gleich dem
ungestörten Feld ohne Blende."
Wird das
Babinetsche Prinzip erweitert und auf die vektorielle
elektromagnetische Strahlung angewandt, gelten folgende
Beziehungen:
(45)
Ee, He
bezeichnen die Felder hinter einer elektrischen Blende
und Em, Hm
die hinter einer dazu komplementären magnetischen Blende.
E0, H0
kennzeichnen das Feld ohne Blende. Wird die nicht
realisierbare magnetische Blende durch einen elektrischen
Leiter gleicher Größe ersetzt, müssen auch die
Größen U, I, Z, E und H durch I, U, Y, H und E
ausgetauscht werden. Dann hat zum Beispiel ein ebener
Flächenstrahler, der aus zwei dreieckigen Scheiben
besteht, das gleiche Strahlungsverhalten wie zwei an den
Spitzen gespeisten dreieckförmigen Öffnungen. Die
Eingangsimpedanzen des Flächendipols und der
komplementären Schlitzantenne haben zueinander die
Beziehung [4], [6]
(46)
Aus dieser
Gleichung ist zu ersehen, daß eine Antenne breitbandig
ist, wenn deren komplementäre Antenne ebenfalls
breitbandig ist. Ist eine Antenne selbstkomplementär, d.h.
wenn deren Fläche in Form und ebenso in ihrer Größe
gleich ihrer komplementären Fläche ist, so gilt
folgender frequenzunabhängiger Ausdruck [4], [6]:
(47)
Es ist zu
beachten, daß eine Struktur nur dann selbstkomplementär
sein kann, wenn sie unendlich ausgedehnt ist. Bild 16
zeigt einige selbstkomplementäre Antennenformen.
Die
Strahlungscharakteristik
und Eingangsimpedanz
einer Antenne ist abhängig von der geometrischen Form
und der Strahlerlänge bezogen zu der Wellenlänge.
Bleiben jedoch die Abmessungen einer Antenne normiert auf
die Wellenlänge gleich, so bleiben auch deren
elektrischen Eigenschaften konstant. Eine Antenne deren
Form bei einer Maßstabsänderung unverändert bleibt,
ist also frequenzunabhängig. Solch eine Struktur muß
jedoch unendlich ausgedehnt sein, und auch die
Einspeisepunkte müssen unendlich nahe benachbart sein (Bild 14).
Diese Forderungen sind dann erfüllt, wenn das Objekt nur
durch die Angabe von Winkeln definiert werden kann.
Beispiele für solche Gleichwinkelantennen sind Kegel-
bzw. Konusdipole sowie ebene Ausführungen wie die
Schmetterlingsantenne.
Dem
Winkelprinzip gehorcht auch die logarithmische
Spiralantenne. Die Kanten
eines Spiralarms werden in Polarkoordinaten (r, j ) durch
folgende Gleichungen beschrieben:
(48)

Bild 15
Logarithmische Spirale
Der Winkel j zwischen
der Radiuskoordinate r
und der Spiraltangente ist konstant (Bild 15). Es
wird daher von einer winkelkonstanten Spiralantenne
gesprochen. Bei einer ebenen Spirale ergibt das
Verhältnis des Radius eines Spiralarmrandes, bezogen auf
den Radius nach einer vollen Umdrehung, ebenfalls eine
Konstante.
(49)
Dabei
bezeichnet man e
als den Ausdehnungskoeffizient [14] einer Spiralantenne.
Wird bei
einer zweiarmigen Spirale d in Formel 48
zu 90° gewählt, erhält man eine selbstkomplementäre
Struktur mit einer Eingangsimpedanz von 60p W.

Bild 16
Selbstkomplementäre Strukturen
Die
Gleichwinkelantennen sind wie die selbstkomplementären
Antennen frequenzunabhängig, solange sie eine unendliche
Ausdehnung besitzen. In der Praxis führen die jeweiligen
Minimal- und Maximalabmessungen jedoch zu einer oberen
und unteren Grenzfrequenz.
Die obere
Frequenzgrenze wird durch die Form der Speisestelle
bestimmt. Wird die Frequenz weiter erhöht, treten
höhere Schwingungsformen auf, welche die Anpassung und
Strahlungscharakteristik beeinflussen.
Die endliche
Länge der Antenne verursacht bei tiefen Frequenzen an
der Strukturbegrenzung Feldstörungen. Dieser Endeffekt
wirkt sich auf Anpassung, Strahlung und bei
Spiralantennen auch auf die Polarisation aus. Er legt
damit die untere Frequenzgrenze fest.
Um die
Rückwirkungen des Endeffektes zu verringern, muß
entlang der Antennenstruktur eine starke Abstrahlung
erfolgen. Dadurch ist der Strombelag der eingespeisten
Leitungswelle bis zum Strukturende soweit abgesunken,
daß keine oder nur geringe Reflexion auftritt. Antennen
mit dieser Eigenschaft besitzen eine hohe
Strahlungsdämpfung. Der Bereich der Antennenstruktur,
der für die Abstrahlung sorgt, wird als aktive Zone
bezeichnet. Da für große Strahlungsdämpfung kleine
Wellenwiderstände erforderlich sind, müssen Antennen
mit geringem Schlankheitsgrad verwendet werden.
Das
logarithmisch-periodische Prinzip baut auf das Winkelprinzip
des vorherigen Kapitels auf.
Um die
Endeffekte bei den Gleichwinkelantennen abzuschwächen
und damit eine größere Bandbreite zu erreichen, muß
die Strahlungsdämpfung dieser Antennen weiter erhöht
werden. Dieses kann durch den Einbau von resonanzfähigen
Elementen in die Winkelstruktur erfolgen. Solche
Resonanzstellen erhält man z.B. durch periodisch über
die Antennenstruktur eingefügten Schlitzen oder
gezahnten Strukturrändern (Bild 17). Da diese
Resonanzelemente jedoch frequenzabhängig sind, müssen
sie ausreichend eng benachbart angelegt werden.

Bild 17
Ebene logarithmisch-periodische Strukturen
Analog zum
Ausdehnungskoeffizienten der Spiralantenne (Gleichung 49)
wird hier das Verhältnis dieser Abstände (bezogen auf
den Scheitelpunkt) durch den Stufungsfaktor t festgelegt.
(50)
Besitzt ein
Resonanzelement die Länge L0 so ist das
nächst kleinere t ×
L0
lang, das dritte t ×
2L0, usw. Es
gilt
(51)
Werden beide
Seiten logarithmiert erhält man:
(52)
Da ln L0
und ln t konstant
sind, erhöht sich bei verschiedenen Werten von n der
Logarithmus von Ln in gleichen
periodischen Schritten. Eine solche Struktur nennt man
daher logarithmisch-periodisch.
Die
Bandbreite einer Periode beträgt dabei
(53)
Entsprechend
gilt:
(54)
Die
elektrischen Eigenschaften einer logarithmisch-periodischen
Antenne wiederholen sich also periodisch mit dem
Logarithmus der Frequenz, da sich in demselben Maße auch
die Struktur wiederholt.
Wählt man
die Kontur der Antenne und die Periode ln t so, daß die
Änderungen von Richtdiagramm und Scheinwiderstand
innerhalb einer Periode klein bleiben, dann sind auch
für alle übrigen Perioden diese Schwankungen klein.
Trägt man den Betrag der Eingangsimpedanz gegen ln f auf, so
schwankt dieser um einen Mittelwert der Periode 0,5 ln 1/t .
Auch das Richtdiagramm verändert seine Form periodisch
mit der Änderung der Frequenz. Die Formen wiederholen
sich bei f
und t × f, da die
Resonanzelemente nur bei bestimmten Frequenzen genau l0/4 lang sind.
Der Stufungsfaktor t
sollte deshalb nur wenig vom Wert 1 abweichen.
Wegen den
Schwankungen kann man selbst bei unendlicher Ausdehnung
nicht von einer frequenzunabhängigen Antenne sprechen.
Antennen die nach dem logarithmisch-periodischen Prinzip
arbeiten, werden daher als pseudofrequenzunabhängige
Antennen bezeichnet.
Die ideale
Breitbandantenne besitzt eine Struktur die jeden der oben
genannten Prinzipien gehorcht.
Eine solche
Antenne muß einen Querschnitt besitzen, der vom
Speisepunkt aus proportional mit der Entfernung zunimmt.
Ein solcher dicker Strahler kann dabei ein flaches oder
ein kreisförmiges Profil besitzen. Ferner muß die
Strahlerlänge bezogen auf die Betriebsfrequenz lang sein,
um Reflexionen am Antennenende zu vermeiden. Entlang
dieser Strecke muß die Antenne eine fortschreitende
Welle führen oder eine hohe Strahlungsdämpfung besitzen
welche durch Eingliedern von Stoßstellen positiv
beeinflußt werden kann.
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